Verhalten
Das Jemenchamäleon ist ein tagaktiver und gegenüber Artgenossen unverträglicher Einzelgänger. Als wechselwarmer Vertreter benötigt es nach seiner Nachtruhe ein ausgiebiges Sonnenbad. Hierbei nimmt das Chamäleon eine dunkle Farbe an und reckt sich mit größtmöglicher Körperoberfläche dem Spotstrahler bzw. der Sonne entgegen. Hat es seine Vorzugstemperatur (25–28 °C) erreicht, geht es auf Nahrungssuche. Steigen die Temperaturen gegen Mittag über 35°C, zieht es sich in den Schatten zurück und trägt hellere Farben. Wie auch von anderen Reptilien bekannt, sind Jemenchamäleons in der Lage, sich durch „Hecheln“ etwas abzukühlen.
Bei starkem Hunger gehen die Tiere zwar auch aktiv auf Nahrungssuche, aber meist lauern sie als „sit and wait“-Jäger (Ansitzjäger) versteckt auf mögliche Beute.
Begegnet das Jemenchamäleon einem Artgenossen, führt es kurze Nickbewegungen aus und wartet auf dessen Reaktion (Veränderung der Körperform, Färbung). Wenn das Gegenüber erkannt und eingeschätzt ist (Artzugehörigkeit, Geschlecht, Stimmung), erfolgt die Gegenreaktion. Treffen z. B. zwei Männchen aufeinander, präsentieren beide schon von weitem ein buntes Farbkleid und zeigen sich gegenseitig ihre vergrößerten Flanken, bis einer (meist der Reviereindringling oder das unterlegene Tier) das Weite sucht. Begegnen sich gleich starke Tiere, kommt es zu einem Kommentkampf nach festen Regeln: Die Kontrahenten gehen intensiv gefärbt und mit größtmöglicher Flankenpräsentation langsam aufeinander zu und öffnen fauchend ihre Mäuler. Sollte das nicht zur Aufgabe eines Gegners ausreichen, kommt es zu heftigen Helmstößen und Beißereien, bis der Unterlegene mit abgedunkeltem Farbkleid das Weite sucht. Schwerere Verletzungen kommen hierbei nur selten vor.
Allgemein sind die Männchen schon als Jungtiere aggressiver und scheuer als die Weibchen. Aber dies kann individuell sehr unterschiedlich sein. So gibt es in beiden Geschlechtern, auch aus derselben Nachzuchtgeneration, sehr zahme, fast aufdringliche, aber auch sehr scheue Tiere, die sich schon bei Sichtkontakt zum Pfleger verstecken.
Wildfänge sind schlechter an Menschen zu gewöhnen, und jeder Kontakt führt bei ihnen zu Stress. Nachts schlafen die Adulti meist auf demselben höchsten, aber noch bequemen Ast im Terrarium. Die Jungtiere bevorzugen die obersten Blätter und feinen Astenden zum Schlafen.
Artenschutz
Das Jemenchamäleon steht wie alle Chamäleons (mit Ausnahme der Gattung Rhampholeon) nach der EU-Artenschutzverordnung unter Artenschutz. Im Washingtoner Artenschutzabkommen wird es in Anhang II (mittelgradige Schutzbedürftigkeit) aufgeführt, was im EU-Artenschutzgesetz zu einer Aufnahme in Anhang B führt. Es besteht zwar innerhalb der EU keine CITES-Bescheinigung-Pflicht mehr, aber eine Meldepflicht bei der im jeweiligen Bundesland zuständigen Behörde innerhalb von vier Wochen nach der Anschaffung. Auf Verlangen muss z. B. der Unteren Naturschutzbehörde ein entsprechender Herkunftsnachweis (Kaufvertrag, Nachzuchtbescheinigung) mit Name und Adresse des Verkäufers vorgelegt werden können. Beim Erwerb eines Jemenchamäleons sollte also darauf geachtet werden, dass man die nötige Herkunftsbescheinigung erhält. Die übliche Handhabung bei eigenen Nachzuchten oder häufig wechselten Populationen sollte mit dem zuständigen Sachbearbeiter individuell besprochen werden; sie variiert stark von Bundesland zu Bundesland und sogar innerhalb eines Bundeslandes. Die aktuellen Rechtsvorschriften (EU-Artenschutzrecht mit Anhang A–D vom 1.7.1997) über Kauf, Besitz, Zucht, kommerzielle Nutzung, Ein- und Ausfuhr kann man beim Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 1320 in 53003 Bonn beziehen. Weitere Informationen sind über die DGHT und ihre Internet-Homepage einsehbar.
Zwar noch nicht Pflicht, aber sinnvoll ist das Ablegen des Sachkundenachweises Terraristik, der von der DGHT angeboten wird. Hierdurch wird immerhin bestätigt, dass sein Inhaber sich wenigstens theoretisch mit dem Thema Terraristik auseinandergesetzt hat.