Das Pantherchamäleon, Furcifer pardalis, gilt neben dem Jemenchamäleon, Chamaeleo calyptratus, oft als „Anfängerchamäleon“. Die häufig spektakuläre Färbung, seine vergleichsweise einfache Haltung sowie ein zunehmendes Angebot von Nachzuchten führten in den letzten Jahren zu einem regelrechten Boom dieser Art in der Terrarienhaltung.
Doch ein „Anfängerchamäleon“ ist das Pantherchamäleon nur bedingt, und insbesondere bei der Vermehrung (Eiablage, Inkubation der Eier, Aufzucht der Jungtiere) sowie der Erkennung und Behandlung von Krankheiten kommt es noch häufig zu Problemen.
Trotz steigender Nachzuchtzahlen übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich, was u. a. auch auf eine hohe Jungtiersterblichkeit schließen lässt.
Über das Pantherchamäleon steht erfreulicherweise durchaus hochwertige Literatur zur Verfügung, doch hoffe ich, mit einigen neuen Beobachtungen, Fotos und meinen Erfahrungen aus 30-jähriger Terrarienhaltung dieser Art weitere Anregungen zur Lösung vieler noch ungeklärter Probleme geben zu können.
Meine Beschreibungen beziehen sich hauptsächlich auf die Lokalform „Diego Suarez“, die sich zwar farblich, aber nicht in der Haltung von anderen Formen unterscheidet.
Systematik
Furcifer pardalis wird innerhalb der Familie der Chamäleons (Chamaeleonidae) zur Unterfamilie der sogenannten Echten Chamäleons (Chamaeleoninae) gezählt. Erstmalig beschrieben wurde das Pantherchamäleon im Jahr 1829 von dem französischen Naturforscher Georges CUVIER als Chamaeleo pardalis. In einer Revision von KLAVER & BÖHME (1986) wurde es in die Gat tung Furcifer gestellt, sodass die derzeitige korrekte wissenschaftliche Bezeichnung Furcifer pardalis (CUVIER, 1829) lautet.
Der Gattungsname Furcifer entstammt dem Lateinischen und besteht aus den beiden Wörtern „furca“ für Gabel und „ferre“ für tragen. Zusammengesetzt bedeutet das „gabeltragend“ und bezieht sich auf die Form der Schnauzenfortsätze vor allem der Männchen. Der Artname „pardalis“ ist dem lateinischen „pardus“ entlehnt, bedeutet „Leopard“ und nimmt Bezug auf die Leopardenfleck-Zeichnung der Tiere.
Die einzelnen Populationen aus verschiedenen Gebieten Madagaskars unterscheiden sich – insbesondere bei den Männchen – farblich zum Teil erheblich voneinander und bilden gut abgrenzbare Lokalformen, die aber nicht als Unterarten betrachtet werden.
Beschreibung
Furcifer pardalis gehört zu den großen Chamäleonarten. Adulte Tiere zeigen einen deutlich ausprägten Geschlechtsdimorphismus, also ein unterschiedliches Aussehen von Männchen und Weibchen.
Die Männchen erreichen eine Gesamtlänge von fast 50 cm, die Weibchen bleiben mit bis zu 35 cm deutlich kleiner. Von der Gesamtlänge entfällt bei beiden Geschlechtern etwa die Hälfte auf den Schwanz. Die Tiere besitzen einen mit Stachelschuppen besetzten Rücken- und Kehlkamm sowie einen sich nach hinten aufwölbenden Helm. Diese Strukturen sind bei Männchen insgesamt größer und stärker ausgeprägt. Zudem haben Männchen eine verdickte Schwanzwurzel und tragen auf jeder der beiden seitlichen Oberkanten der Schnauze eine Reihe auffälliger Tuberkelschuppen, wodurch unechte Hörner, die namensgebende gegabelte „Schaufel“ an der Schnauzenspitze, entstehen.
Innerhalb seines großen Verbreitungsgebietes hat das Pantherchamäleon – insbesondere bei den adulten Männchen – zahlreiche lokale Farbvarianten entwickelt. Deren Beschreibung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Insgesamt verfügen Männchen über eine komplette Farbskala, die auch Blau, Türkis, Rot und Orange enthalten kann. Die spektakulärsten Farbkombinationen zeigt das Männchen während der Balz oder beim Blickkontakt mit einem männlichen Rivalen.
Weibchen weisen vor allem verschiedene Braun- und Rottöne mit schwarzen Zeichnungselementen auf, die besonders intensiv und kontrastreich beim Erblicken eines Männchens als Abwehrreaktion oder im trächtigen Zustand werden. Alle Farbformen haben einen horizontal verlaufenden Lateralstreifen aus unterschiedlich großen länglich ovalen Flecken, der sich immer etwas abhebt.
Jungtiere zeigen nach dem Schlupf eine dunkelbraune Färbung, die zunehmend aufhellt. Oft weisen die Weibchen allerdings unmittelbar nach dem Schlupf eine Rotfärbung der Zwi schenschuppenhaut (Interstitialhaut) im Kehlbereich auf und zeigen insgesamt eine beigebräunliche Neutralfärbung. Die jungen Männchen sind eher graugrünlich mit deutlicherem Lateralstreifen. Mit Erreichen der Geschlechtsreife nach 6–9 Monaten haben die Geschlechter ihr endgültiges Farbkleid.
Die Körperform dieser großen Chamäleons ist perfekt an die baumbewohnende Lebensweise angepasst. Mithilfe verschiedener Rumpfmuskeln und der Lungensäcke kann F. pardalis seinen Körper seitlich abplatten und in eine regelrechte Blattform bringen. Dabei wird dieser extrem hoch und schmal, sodass große Männchen fast wie eine Frisbee-Scheibe aussehen. Diese spezielle Körperform hilft nicht nur bei der Balz und beim Drohen, sondern auch beim Verstecken hinter dünnen Stämmen und optimalen Ausnutzen der Sonnenstrahlen zum Aufwärmen.
Wie alle Chamäleons besitzen F. pardalis zangenförmige Greiffüße, mit denen sie sich im schaukelnden Geäst perfekt bewegen können. Zusätzlich unterstützt der Greifschwanz das Klettern, der bei Echten Chamäleons nicht abgeworfen und nicht regeneriert werden kann.
Weitere Informationen über Herkunft, Entwicklungsgeschichte, Haltung, Paarung, Zucht und Krankheiten des Pantherchamäleons entnehmen Sie bitte meinem Buch:
Das Pantherchamäleon - Furcifer pardalis
1. Auflage März 2011; Seiten: 131; Fotos: 87; Bindung: broschiert,
von Dr. Carsten Schneider, erschienen im Kleintierverlag
Preis: 14,80 €
Herzlichst
Ihr Dr. Carsten Schneider